Graupner Fernsteuerungen
Ich möchte heute eine Serie beginnen in der ich nach und nach die bekanntesten Marken von Fernsteuerungen vorstelle. Über die technischen Daten der einzelnen Modelle gibt es lange Listen auf den Seiten der Hersteller und natürlich in unserem Online Shop und letztlich konkurieren die Hersteller miteinander und haben häufig auf jedes Modell aus dem Sortiment des Mitbewerbers ein eigenes als Antwort darauf. Und so gleichen sich dann die Anlagen von Graupner oder Spektrum was die Zahlen angeht doch oft sehr. Ich möchte die Sache deshalb hier einmal von einer ganz anderen Sicht, mehr von „oben“ gesehen auf das gesammte Modellprogramm eines einzelnen Herstellers betrachten. Den Anfang in dieser kleinen Serie macht heute die Marke Graupner.
Die Geschichte der Fernsteuerung
Graupner dürfte unter den heute am Markt verfügbaren Fernsteuerungen für Modelle, die Marke mit der längsten Tradition sein. Bereits 1930 wurde das Unternehmen Graupner gegründet und ab 1954 vertrieb Graupner erste Funk-Fernlenkanlagen für Modelle. Großen Bekanntheitsgrad erreichten die aus der Zusammenarbeit mit Grundig ab dem Jahr 1962 hervorgegangenen Varioprop Anlagen.
In den 80er Jahren wandte sich Graupner einer neuen Kooperation in Sachen Fernlenkanlagen zu. Der japanische Hersteller JR Propo brachte in enger Zusammenarbeit mit Grauper entwickelten Graupner/JR Pultsender auf den Markt. Bis weit ins aktuelle Jahrtausend prägten Graupner/JR Fernsteuerungen das Bild von einer Fernsteuerung auf den Modellflugplätzen. Jede Fernlenkanlage musste sich an den Graupner Anlagen messen lassen.
Graupner und das 2,4 GHz Band
Ab Mitte der 2000er Jahre tauchen dann im Graupner Katalog erste Fernsteuerungen auf, die nicht mehr im bewährten 35 oder 40 Mhz Band funken. Zwar werden die im ISM Band sendenden 2,4 GHz Sender zunächst nur für Parkflyer angeboten. Aber der Markt für die neuen Anlagen mit der kurzen Antenne entwickelte sich schnell. Die Marke deren Anlagen Graupner dort im Katalog hatte nannte sich Spektrum. Die Spektrum Macher sind selbstbewusste Amerikaner aus dem mittleren Westen. Sie waren sich ihrer Sache so sicher, dass sie es verweigerten es den Japanern gleichzutun und Graupner-Spektrum auf ihre Anlagen zu drucken. Selbst als der deutsche Marktführer die Anlagen daraufhin aus dem Sortiment nahm blieben die Amerikaner standhaft und suchten sich mit der Elmshorner Firma JSB einen kleinen aber dynamischen Partner für den Deutschen Markt. Graupner aber stand zunächst ohne 2,4 GHz Fernlenksystem da.
Bei Graupner glaubte man in jenen Tagen fest an die eigene Marktmacht und versucht weiter mit den Anlagen im Kurzwellenband den Markt zu beherrschen. Als innerhalb weniger Jahre der Siegeszug der neuen Mikrowellentechnik unübersehbar wurde. Entwickelte Graupner gemeinsam mit XPS aus den USA das IFS System. Das System wurde ein Flop. Es folgten mehrere nicht kompatible Varianten aufeinander. Letztlich entschied man sich einen neuen Weg zu gehen.
Graupner HoTT
SJ hieß der neue Partner aus Süd-Korea der ab 2012 für Graupner nun die Handsender im neuen HoTT System baute. Graupner hat viel Energie in die Entwicklung dieses neuen Systems verwendet, welches sich im Funktionsumfang deutlich über die inzwischen etablierten 2,4 GHz Fernsteuersysteme der Mitbewerber abhebt. Von Anfang an ist eine Telemetriefunktion Teil des Systems und Der Lehrer Schüler Betrieb ist zwischen 2 HoTT Sendern nun ohne Kabel möglich. Leider ist Graupner durch den verspäteten Einstieg in die neue Technik und aufgrund von anderen Management Fehlern zum Jahreswechsel bereits so angeschlagen, dass die Insolvenz unausweichlich ist.
Anfang 2013 übernimmt SJ den Firmennamen Graupner und die wenigen verbliebenen Mitarbeiter. Ab jetzt geht es wieder bergauf. Die Graupern/SJ GmbH wie die Firma jetzt heißt ist jetzt quasi selbst Hersteller der Fernsteuerungen. Und man wird immer selbstbewusster. Regelmäßig gibt es Updates für Sender und Empfänger, neue Funktionen und neue Komponenten werden angeboten. Es gibt Empfänger mit eingebauten Kreiselsystemen für Multikopter und Flächenmodelle, 2 komplette Handsenderserien mit verschiedenen Bedienkonzepten die sich an Benutzer mit verschiedenen Bedürfnissen richten.
Viel Auswahl und günstige Preise
Graupner dürfte wohl der Hersteller sein, der heute wieder die größte Auswahl an klassischen Pultsendern anbietet. Angefangen beim 8-Kanal Mittelklasse Sender mc-16 bis hin zum Topmodell mc-32 mit 16 Kanälen. Bei der Namensgebung der Sender ist Graupner bis heute einer Eigenheit der Marke treu geblieben. Bei Graupner zählen seit jeher die Kanäle quasi Doppelt. Eine mx-12 hat nach allgemeiner Lesart 6 Steuerkanäle. Wie z.B. Lenkung, Gas, u.s.w. Bei Graupner wurde jedoch in der Vergangenheit anders gezählt. Schließlich kann man mit der Lenkung ja sowohl eine Rechtskurve als auch eine Linkskurve fahren oder fliegen, und das sind doch eindeutig 2 Funktionen, also auch 2 Kanäle. Und so standen in den Technischen Daten der Fernsteuerungen in den Graupner Katalogen lange schwindelerregende Kanalzahlen.
Heute sind Graupner Fernsteuerungen also durchaus wieder eine gute Wahl für alle die Ihrer Fernlenkanlagen Marke schon immer treu waren und weiterhin treu bleiben wollen. Aber auch Neueinsteiger kommen durchaus auf ihre Kosten. Wobei das Wort Kosten hier wörtlich zu nehmen ist. Denn manche Graupner Fernsteuerung ist durchaus ein Schnäppchen. Obwohl man sich um den Fortbestand der Marke inzwischen keine Sorgen mehr machen muss scheinen die Verwerfungen der Vergangenheit in Bezug auf die Marktpreise der Anlagen immer noch nachzuwirken.
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